Die Druidin by Birgit Jaeckel

Die Druidin by Birgit Jaeckel

Autor:Birgit Jaeckel [Jaeckel, Birgit]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Historischer Roman, 2. Jahrhundert vor Christus, Antike, Manching, Germanen, Kimbern, Kelten, Jean M. Auel, Tanja Kinkel, eBooks
ISBN: 9783961483945
Herausgeber: dotbooks Verlag
veröffentlicht: 2019-01-02T00:00:00+00:00


Kapitel 8

Die Mauer ragte vor Talia in den Himmel wie die bleiche Haut einer riesigen Schlange, die sich um Alte-Stadt wand. Talia musste den Kopf in den Nacken legen, um die Gestalten der Torwächter zu erkennen, deren Helme und Lanzenspitzen im rötlichen Abendlicht funkelten. Die Kalksteine, die der Mauer vorgeblendet waren, schimmerten noch feucht von dem kurzen Gewitter, das am späten Nachmittag über sie hinweggezogen war und die Straße mit Pfützen, Schlamm und Hagelkörnern übersät hatte. Die Spielleute, denen Talia sich angeschlossen hatte, waren zügig nach Alte-Stadt hineingeritten. Talia dagegen war abgestiegen und das letzte Stück des Wegs zu Fuß gegangen. Sie hatte sich eingereiht in das breite Band aus Handwerkern, Arbeitern, Händlern und Bauern, die nach Alte-Stadt zurückströmten, bevor die Tore für die Nacht geschlossen werden würden. Sie hatte die festgetrampelte Erde unter den Sohlen ihrer Schuhe gespürt und den Gesprächen gelauscht, die sich um die Ernte drehten, das Wetter, Freunde und Familien. Verwundert hatte Talia festgestellt, wie anders die Menschen hier aussahen als im Grenzgebiet zwischen den südwestlichen Teilstämmen der Vindeliker und den Helvetiern, wo sie die letzten sechs Jahre gelebt hatte. Ihre Kleidung, Frisuren, Waffen und ihr Schmuck – alles war ein wenig bunter, ausgefallener und exotischer als in dem kleinen Tal in den Bergen, in dem Talia gelernt hatte, ihre Gabe zu meistern.

Das hier sollte meine Heimat sein. Immer wieder hatte sie daran gedacht zurückzukommen. Sie war nicht mehr die Talia von früher, voller Angst vor Ientus und der Zurückweisung ihres Vaters. Die Jahre bei den Zwillingen und Sumelis’ Geburt hatten ihr ihre Macht gezeigt und ihre eigene Stärke. Seither kannte sie ihren Platz in der Welt. Es hatte keinen Grund gegeben, nach Alte-Stadt zurückzukehren und eine Vergangenheit, die sie nicht wollte, von Neuem heraufzubeschwören. Talia war glücklich gewesen in ihrem Tal mit einer Aufgabe und der Achtung der Menschen um sich herum. Ihre Tochter war in Frieden aufgewachsen, fern von Ientus’ gierigen Händen und den Intrigen der runicatischen Herren. Sumelis war frei gewesen, ihre eigenen Fähigkeiten zu entdecken. Talia hatte geglaubt, in dem Tal vor allem sicher zu sein.

Sieben Jahre waren eine lange Zeit, um sich zu irren.

Talia ließ ihr Pferd in einem Stall beim Südtor zurück und machte sich zu Fuß auf den Weg. Es war Mittag, und sie wollte nicht noch mehr Zeit verlieren. Allein schon der Gedanke an Sumelis, die irgendwo von Ientus gefangen gehalten wurde, machte sie krank. Talia kramte in ihrer Tasche nach dem roten Schal, mit dem Sumelis an dem Vormittag, an dem sie sie das letzte Mal gesehen hatte, gespielt hatte, und band ihn sich als Tuch um den Kopf. Sie versteckte die kastanienbraune Flut ihrer Haare unter ihm und achtete darauf, mit gesenktem Kopf zu gehen, damit niemand ihr Gesicht sehen konnte. Die langen Tage und noch längeren Nächte auf der Straße nach Alte-Stadt hatten ihr genügend Zeit gegeben, sich zu überlegen, wie sie Sumelis zurückholen würde. Sie glaubte nicht, dass Ientus oder die Männer, die sie entführt hatten, ihre Tochter schlecht behandeln würden, denn schließlich wusste



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